Konfliktgespräche in der Bauwirtschaft: Tipps zur Vorbereitung und Durchführung

Wie entstehen Baukonflikte?

Konfliktgespräche führen müssen Führungskräfte in der Baubranche regelmäßig. Ein Baukonflikt ist eine Meinungsverschiedenheit oder ein Konflikt, der sich aus der Bedarfsermittlung, Planung, dem Bau oder der Sanierung eines Gebäudes ergibt. Er kann zwischen den Beteiligten am Bauprojekt, wie den Architekten, den Bauunternehmen und den Bauherren, entstehen, aber auch zwischen diesen und der Nachbarschaft. In diesem Beitrag erhalten Sie Tipps zur Vorbereitung und Durchführung.

Baukonflikte können unterschiedliche Ursachen haben. Oft liegt es an unzureichender Kommunikation und Planung, dass es zu Missverständnissen und Streitigkeiten kommt. Auch finanzielle Schwierigkeiten können ein Grund für Konflikte sein. In der Bauwirtschaft gibt es eine Vielzahl von Konfliktarten.

Diagramm Baukonflikte

Konfliktgespräche führen

In vielen Fällen können Sie als Bauleiter oder Bauprojektleiter die Baukonflikte friedlich beilegen. Durch gute Kommunikation und eine sorgfältige Planung können Sie viele Probleme bereits im Vorfeld vermeiden. Falls doch ein Konflikt entsteht, sollten Sie mit den Beteiligten versuchen, diesen möglichst schnell und einvernehmlich zu lösen.

Vermeiden Sie, dass Missverständnisse und Unstimmigkeiten auf den neun Stufen der Konflikteskalation landen. Aus der Analyse können sich angemessene Reaktionen ergeben. Friedrich Glasl legte mit dem Phasenmodell der Eskalation ein Modell vor, um Konflikte zu analysieren und Konfliktlösungen zu entwickeln.

Konflikte, die harmlos anfangen, können sich sukzessive auf der neunstufigen Skala der Konflikteskalation steigern und nicht mehr ohne Hilfe von neutralen Dritten gelöst werden.

Tipps für erfolgreiche Konfliktgespräche

Ein Konfliktgespräch ist immer eine heikle Angelegenheit. Denn wenn es nicht gut vorbereitet und geführt wird, kann es schnell zu einem Desaster und zur Konflikteskalation kommen, die viel Zeit, Geld und Nerven kostet. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie ein Konfliktgespräch richtig führen.

Konflikteskalation Phasen

1. Suchen Sie den richtigen Zeitpunkt für das Konfliktgespräch aus

In einem Unternehmen können Konflikte auf vielen verschiedenen Ebenen auftreten. Es ist wichtig, den richtigen Zeitpunkt und Ort für das Konfliktmanagement zu finden, um sicherzustellen, dass die Konflikte effektiv und zeitnah gelöst werden.

Denn je länger ein Konflikt dauert, desto schwieriger wird es oft, ihn zu lösen. Wenn Sie denken, dass der Konflikt eskalieren könnte, ist es möglicherweise auch ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Streitlöser mit baurechtlichen Fachkenntnissen und Soft Skills können helfen, den Konflikt zu lösen und zukünftige Konflikte zu vermeiden.

2. Bereiten Sie sich gut auf das Konfliktgespräch vor

Bevor Sie ein Konfliktgespräch führen, sollten Sie sich gut vorbereiten. Sammeln Sie alle relevanten Informationen und überlegen Sie genau, was Sie sagen wollen. Auch die nonverbalen Signale, die Sie aussenden, sollten stimmen. Achten Sie darauf, dass Sie nicht zu aggressiv oder defensiv wirken. Und denken Sie daran: Ein Konfliktgespräch ist kein Schlagabtausch, sondern eine Chance, das Problem gemeinsam zu lösen.

3. Setzen Sie sich gemeinsam an einen Tisch

Finden Sie einen neutralen Ort, an dem alle Beteiligten sich wohlfühlen und in dem sie gut kommunizieren können. Ein Konfliktgespräch sollte immer in Ruhe geführt werden. Setzen Sie sich also am besten an einen Tisch und vermeiden Sie es, herumzulaufen, E-Mails zu lesen oder mit den Händen in der Tasche zu stehen. Auch die Körperhaltung soll offen sein. Verschränkte Arme oder Beine wirken abweisend und deuten darauf hin, dass man nicht bereit ist, zuzuhören oder sich auf einen Kompromiss einzulassen.

4. Reden Sie Klartext – aber vermeiden Sie Schuldzuweisungen

In einem Konfliktgespräch ist es wichtig, klar und deutlich zu sprechen. Vermeiden Sie es, Andeutungen zu machen oder Umschreibungen zu verwenden. Sagen Sie, was Sache ist. Problematisch sind Schuldzuweisungen, die sich negativ auf die Zusammenarbeit auswirken. Insofern ist es wichtig, dass alle lösungswillig sind und den Blick in die Zukunft wagen, um die Konflikte offen und fair zu klären.

5. Hören Sie zu und stellen Sie konstruktive Fragen

In einem Bau-Konfliktgespräch ist es genauso wichtig, zuzuhören, wie selbst zu reden. Bemühen Sie sich, die Position des anderen zu kennen und seine Interessen und Zielsetzungen zu verstehen. Nur so können Sie gemeinsam Lösungsmöglichkeiten finden und Vereinbarungen zum weiteren Vorgehen vereinbaren.

Wenn der andere redet, hören Sie aufmerksam zu und lassen Sie ihn ausreden – nur so erfahren Sie seine ganzen Argumente vollständig. Stellen Sie offene Fragen und finden Sie „das Gemeinte hinter dem Gesagten“ heraus, damit Sie angemessen reagieren können und Lösungen für Ihre Baukonflikte finden können.

6. Nutzen Sie die Erfolgspotenziale des Konfliktmanagements in Bausachen

Wenn Sie Konfliktgespräche vorbereiten, den Sachverhalt klären und die Interessen der Parteien anhören, können Sie nachhaltige Lösungen miteinander auf möglichst niedriger Eskalationsstufe erarbeiten. Wenn Sie Konfliktgespräche rechtzeitig und konstruktiv führen, können Sie Ihre Ressourceneffizienz signifikant steigern:

1. Ressource: Zeit

  • zügigere Projektrealisierung
  • Konzentration auf werthaltige und wertschöpfende Geschäftsprozesse

2. Ressource: Geld

  • Einsparung von Konflikt- und Konfliktfolgekosten
  • Steigerung des Images und Verbesserung der Referenzen

3. Ressource: Personal und Bildung

  • Freiraum für das „Kerngeschäft“ Planen und Bauen
  • Reduzierung von psychischen Belastungen der Mitarbeiter
  • Verringerung der Personalfluktuation
  • Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber

7. Was tun, wenn die Zerstrittenen keine Lösung finden?

Besonders in Baustreitigkeiten sollte der Gang zu Gericht immer nur die „ultima ratio“ sein. Auch wenn sich die Beteiligten mit unversöhnlichen Standpunkten gegenüberstehen und eine weitere Zusammenarbeit im Bauprojekt nicht mehr gewollt ist, erscheint ein Gerichtsverfahren in Bausachen unter dem Aspekt der Ressourceneffizienz auf jeden Fall zielführend.

Eine bessere Alternative ist bei Baukonflikten eine außergerichtliche Streitbelegung, in der die Beteiligten selbst mithilfe eines Streitlösers eine einvernehmliche Lösung eigenverantwortlich verhandeln. Er oder sie hilft den Streitenden dabei, ihre Positionen darzulegen, ihre Interessen und Belange auszutauschen und eine Klärung oder Streitbeilegung herbeizuführen.

8. Baumediation statt Gerichtsprozess, Nachhaltigkeit durch „ADR“ in Bausachen

Wenn Sie als Bauvertragspartei den Konflikt durch Einschaltung eines Dritten lösen wollen, weil der Sachverhalt komplex erscheint, kommen insbesondere folgende ADR-Verfahren in Betracht: Schlichtung, Mediation, Adjudikation, Schiedsgutachten, Schiedsgerichtsverfahren, oder ein Dispute Bord (planungs- und baubegleitendes Gremium). Die Baumediation kann im Bauprojekt eine wertvolle Methode sein, um Konflikte schnell zu lösen und eine gute Zusammenarbeit im Projekt zu sichern und die Geschäftsbeziehung zwischen den Beteiligten zu schonen. Dabei sind einige Aspekte zu berücksichtigen, die Sie im Rahmen der Auftragsklärung vor der Baumediation mit Ihrem/Ihrer Mediator:in klären sollten.

9. Investieren Sie in Aus- und Weiterbildung, wenn Sie und Ihre Mitarbeiter Konfliktgespräche effizient führen wollen

Wir vermitteln baurechtliche, baubetriebliche/bauwirtschaftliche Expertise, verbunden mit Arbeitstechniken zur erfolgreichen Kommunikation und Verhandlung sowie Konfliktlösungskompetenzen. Der Teilnehmerkreis setzt sich aus erfahrenen Führungskräften der Bauwirtschaft, Architekten, Ingenieuren, Baujuristen und Sachverständigen interdisziplinär zusammen.

Mehr Informationen über unsere Weiterbildungen in den Bereichen Streitlösung und Konfliktmanagement finden Sie auf den Unterseiten zum Streitlöser.

Der nächste Lehrgang Streitlöser DGA-Bau-Zert® startet am 22. Februar 2024 in München.

Extra-Tipp: BVM Soft Skills Seminare

Schreiben Sie uns, wenn Sie ein individuell zugeschnittenes Inhouseseminar zu Soft Skills am Bau suchen. Wir bieten folgende Themen an:
Erfolgreiche Konfliktgespräche und Konfliktmanagement, Kommunikation und Professionell verhandeln am Bau oder Führungskräftetraining für Bauprojektleiter. Rufen Sie uns an, wir beraten Sie gerne.

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Termin: 19.03.2024 – 20.03.2024 / 10:00 – 18:30 Uhr in Hotel zur Mühle München/Ismaning.

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